Mit Gift gegen den Monster-Fisch

Ignaz Staub- ignaz.staub@yahoo.com

Der Staat Maryland erklärt den Schlangenkopffisch für besiegt.

Das «Monster» hatte die Umgebung Washingtons heimgesucht, Die Bewohner der Hauptstadt der mächtigsten Nation der Erde durften dieser Tage aufatmen. Aus dem ' benachbarten Maryland drang die frohe Kunde, dass es der zuständigen Stelle der Regierung in Annapolis gelungen war, jene unheimliche Kreatur auszurotten, welche Fischer im Mai in einem übel riechenden Teich in der Nähe der Stadt Crofton entdeckt hatten.

Beim grauslichen Fund handelte es sich um ein Exemplar der Spezies Amur-Schlangenkopf , eines Fisches, der spitze Zähne hat, äusserst gefrässig ist und für kurze Zeit an Land überleben kann. In der Folge platzierte das Innenministerium den Eindringling, der aus Asien stammt, auf seiner Liste gesuchter Beutejäger.

Horrorszenarien malten im Sommer genüsslich aus, wie der Fisch, der auf seinen Flossen «marschieren» kann, unter Umständen Fluss um Fluss und See um See leer frisst, um am Ende das ganze Land heimzusuchen. Aufgeregte Gemüter mochten nicht ausschliessen, dass es sich beim Auftauchen des Armur-Schlangenkopffisches gar um einen Fall von Bioterror handeln könnte.

Sprengstoff und Stromstösse

Auf jeden Fall sah sich die Regierung des Staates Maryland zum Handeln gezwungen. Unter einfühlsamer Anteilnahme der Medien debattierten die verantwortlichen Beamten über allerlei abenteuerliche Methoden, um den Fischen den Garaus zu machen, die sich im Teich inzwischen fröhlich vermehrt hatten.

Die unerschrockenen Staatsdiener erwogen die Applizierung starker Stromstösse und zogen auch den Einsatz wirksamen, Sprengstoffs in Betracht. Schliesslich wurden die offiziellen Tierjäger der Kreatur Herr, indem sie schlicht das Wasser des stinkenden Teichs vergifteten - ein zwar wirksames, umweltpolitisch aber leicht fragwürdiges Vorgehen.

Jüngste Untersuchungen des Gewässers haben gezeigt, dass der Armur-Schlangenkopf endgültig in die ewigen Fischgründe eingegangen ist. Sobald der Giftpegel gesunken ist, sollen erneut jene Fischarten ausgesetzt werden, die sich vor der Ankunft des asiatischen Bösewichts im Teich zu tummeln pflegten. Und bald dürften Fischer in Crofton wieder ihrer Leidenschaft frönen, ohne um Leib und Leben fürchten zu müssen.

  1. Teil 1 der Geschichte (15.7.02)
  2. Teil 2 der Geschichte (24.7.02)

Acknowledgement and Source(s)

This text was originally published in: Tagesanzeiger (Zurich), 10.12.02 under the above heading. The author and the Tagesanzeiger (Zurich) have granted snakeheads.org the right to publish it on the org's site. The copyright of the text is still with the owner in full amount.

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