Warum keine Schlangenkopffische? (Teil I: Allgemeine Ausführungen)

Walter Armbrust

Table of Contents (ToC)

  1. Schlangenkopffische SIND Aquarienfische
  2. Futteranforderungen
  3. Sonstige Haltungsbedingungen
  4. Teil II

Schlangenkopffische SIND Aquarienfische

Blättern Sie nicht gleich weiter! Sagen Sie nicht: «Das ist nichts für mich». Lesen Sie erst und urteilen Sie erst dann.

Wenn man von einem Fisch hört, der zwischen 30 und 40 cm lang wird und fingerlange Fische frißt, denkt man gleich an ein Aquarium mit einer Frontlänge nicht unter 1,50 m.
 Young C. micropeltesJunge C. micropeltes im Jugendkleid haben ein sehr attraktives rotes Aussehen. Im Alter sind es ausgesprochene Killer-Fische von bis zu 1m Länge.
Da man ein solches Mammutaquarium jedoch nicht besitzt, schlägt man sich den Fisch also wieder aus dem Kopf. Für 40 cm lange Schlangenkopffische genügt aber ein Becken von 70-80 cm Länge! Sicher, wenn es größer ist, sind die Tiere darüber nicht böse, unbedingt erforderlich ist es jedoch nicht. Ich habe inzwischen vier Arten gepflegt und habe meine Erfahrungen gesammelt. Natürlich, es gibt einige Arten, die mit Längen von 80-90 cm für die meisten Aquarianer undiskutabel sind, aber viele Schlangenkopffische überschreiten 40 cm kaum, da sie im Aquarium ohnehin kleiner bleiben als in der freien Natur. Ihr Bewegungsdrang ist nicht sehr groß, die afrikanischen Arten sind noch etwas ruhiger als die asiatischen.

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Futteranforderungen

Das einzige Problem bei der Haltung von Schlangenkopffischen liegt in der Fütterung. Es ist hier weniger die Art, sondern vielmehr Menge und Größe des Futters, die Sorgen bereiten könnten. Als starker Räuber nimmt ein erwachsener Schlangenkopf selbstverständlich nur seiner Größe entsprechendes Futter. Seine natürliche Nahrung sind Fische, große Insektenlarven und sicherlich auch Amphibien und deren Larven; die ganz großen Arten fressen wahr scheinlich auch Kleinsäuger und Kleingeflügel.
 Huge mouth of a C. obscurusChanna fressen alles, das der Länge nach ins Maul passt. Und das kann sehr viel sein ... Sollte die Beute dann wirklich mal zu gross sein, ausgewachsene C. micropeltes beissen Stücke aus ihrem Opfer.
Da wir diese Futterarten kaum ständig in genügender Menge bieten können, müssen wir nach Ersatz- oder besser Zusatznahrung Umschau halten.

Das beste lebende Ersatzfutter ist der Regenwurm. Anfangs bereitet es gewisse Schwierigkeiten, die Fische an dieses Futter zu gewöhnen, manchmal verweigern sie eine Zeitlang die Futteraufnahn-ie und wirken regelrecht beleidigt. Das kann einem auch passieren, wenn man die Fische einmal in ein anderes Aquarium umsetzt. Bei mir hat einmal ein Zuchtpaar drei Wochen lang nichts gefressen, nur weil es in ein etwas kleineres Becken umziehen mußte. Man kann den Fischen richtig ansehen, wie gekränkt sie sind. Wenn ihnen ein Regenwurm genau vor die Nase fällt, richten sie nur die Augen auf die sonst so gern gefressene Beute. Nach einem anschließenden vorwurfsvollen Blick auf den Pfleger drehen sie langsam und sehr vornehm tuend ab und ziehen sich ins Pflanzendickicht zurück. Die Augen sind aber ständig hell wach, ihnen entgeht nichts. Es muß sich in solchen Fällen wohl um einen psychischen Streß handeln.

Bei der Fütterung mit Regenwürmern muß man darauf achten, daß man nicht die sogenannten Stinkwürmer erwischt, denn die sind giftig. Es handelt sich um die besonders kontrastreich rot und weiß quergeringelten Würmer, die beim Anfassen und Verletzen einen unangenehm riechenden, gelblich-grünen Saft absondern. Manche Fische fressen diese Würmer gar nicht oder nur widerwillig. Beim Schlangenkopf ist aber die Freßgier meist größer, und er haut sich zum Platzen voll . Wenn auch einzelne Stinkwürmer bei solch großen Tieren keinen Schaden anrichten, so ist doch beim Fressen einer größeren Menge die Gefahr einer Vergiftung oder Darmentzündung sehr groß.

Es ist kaum zu glauben, welche Größe und Menge an Futter verschlungen wird. Völlig schwimmunfähig, mit aufgetriebenem Bauch und nach oben durchgebogener Wirbelsäule liegen sie dann am Boden. Wenn sie Luft holen müssen, haben sie große Mühe, die Wasseroberfläche zu erreichen. Man glaubt, sie seien am Ertrinken. Ein weiteres Ersatzfutter ist in kleine Streifen geschnittener gekochter Schinken, jedoch nur das magere Fleisch. Außerdem kann man es mit Käse versuchen. Meist dauert es eine ganze Weile, bis die Tiere dieses Futter annehmen, dann geht es aber ganz gut. Wenn sie diese Nahrung erst einmal gefressen haben, wird sie gewöhnlich auch weiterhin genommen. Als ausgesprochene Räuber nehmen sie natürlich am liebsten sich bewegendes Futter in Form von Fischen. Von guten Freunden bekomme ich z. B. Guppyweibchen, Platies und Xiphos, außerdem Zuchten von Cichliden, die nicht abzusetzen sind. Ferner fange ich im Sommer in Teichen und Bächen Wildfische, wie Moderlieschen, Gründlinge u. ä. Sind Fische darunter, die zu groß sind, werden sie getötet und in Streifen oder Brocken gefüttert. Auch hier kommt es wieder vor, daß der eine oder der andere Schlangenkopf dieses Futter nicht sofort annimmt. Das beste Mittel gegen Futterverweigerung: hungern lassen. Irgendwann besinnt sich der Fisch und ist mit dem eben noch verweigerten Futter kaum sattzukriegen.

Die Art der Futteraufnahme ist recht unterschiedlich. Die einen bleiben, wenn sie nicht nach einer längeren Hungerperiode sehr hungrig sind, ruhig in Deckung und warten auf die Beute, daß die in Reichweite kommen möge; andere schieben sich sofort langsam aber stetig heran, bis sie zuschnappen können. Einige jedoch sind so wild vor Gier, daß sie losschießen, ohne die Beute überhaupt richtig gesehen zu haben. Dabei stoßen sie oft zunächst vorbei und haben statt eines fetten Happens nur Wasserpflanzengemüse im Maul, Es sieht ulkig aus, wenn sie sich bemühen, das Zeug wieder loszuwerden. Das Maul kann weiter aufgemacht werden, als der eigene Körperumfang ausmacht. Der Sog des sich öffnenden Maules ist unheimlich stark. Von Futterfischen, die halb so lang sind wie der Schlangenkopf selbst, sind bestenfalls noch die Schwanzflossen zu sehen. Bei diesem Stoß wird die im Labyrinth vorhandene Luft ausgestoßen, um den Sog noch zu verstärken. Anschließend ist der Fisch völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Kopflastig geworden liegt er am Bodengrund und muß zum Luftholen an die Oberfläche. Dann ist er wieder bereit zu neuen Taten.

Die Beute wird im ganzen verschlungen. Aus diesem Grunde hat der Fisch auch keine großen Reißzähne, sondern nur zahlreiche kleine spitze Dinger, um die Beute festzuhalten. Hinten im Rachen werden die Zähne etwas größer, um die Beute beim Verschlingen aufzuschlitzen und so leichter verdaulich zu machen.

Meinen Gästen muß ich immer das Zuschnappen demonstrieren. Ich halte dann den Finger ins Wasser, und die gierigen Fische beißen sofort zu. War mein Finger weit genug im Rachen, habe ich anschließend auf der Fingerspitze zwei kleine Bluttropfen vom Einstich der Schlundzähne.

Wenn eine Beute gleichzeitig von zwei Tieren geschnappt wird, so wird sie, wenn es sich um kleinere, weiche Futterfische wie Moderlieschen o. ä. handelt, auseinandergerissen. Sind sie zäher und größer, oder sind es kräftige Regenwürmer, dann beginnt ein Tauziehen, bis einer Sieger bleibt. Das Loslassen der Beute ist keine Schwierigkeit, da die kurzen Zähne sich nicht festhaken können.

Um auch im Winter Fische verfüttern zu können, friere ich einen Teil der draußen gefangenen Futterfische in der Tiefkühltruhe ein. Man darf nicht so viel Futter anbieten, wie die Fische in einer Mahlzeit fressen können. Das ist viel zu viel. Etwa ein Zehntel des Körpergewichtes sollte nicht überschritten werden. Auch sind Hungerperioden von einigen Wochen nicht von Schaden. Meistens setzt nach Wiederaufnahme der Fütterung das Laichen ein.

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Sonstige Haltungsbedingungen

Die Wasserverhältnisse spielen anscheinend keine große Rolle. Alle Arten, die ich pflege, wurden und werden bei mir in normalem Hamburger Leitungswasser von 15-20 °C gehalten, allerdings sind Farben und Verhalten besser bei Zugabe von weicherem Wasser.
C. argus warpachowskiiC. argus warpachowskii aus dem Amurgebiet eignet sich sowohl für das Kaltwasseraquarium wie für den Teich absolut gut.
Bei der Bepflanzung der Becken ist eine Zone dichter Bepflanzung (z. B. Vallisneria) sehr wichtig. Die Fische ziehen sich gern dorthin zurück und liegen auf der Lauer, wie sie es in der Natur sicherlich auch tun. Sie sind keine Bewohner des freien Wassers. Natürlich muß eine unbepflanzte Fläche vorhanden sein, damit man sie beim Füttern einmal in voller Schönheit und Größe bewundern kann. Sehr wichtig ist auch eine Bedeckung von oben durch Schwimmpflanzen. Bei freier Wasseroberfläche fühlen sich Schlangenkopffische gar nicht wohl. Eine Durchlüftung ist nicht erforderlich. Vielleicht fühlen die Tiere sich dadurch sogar gestört. Die Temperatur sollte lieber etwas höher sein, als normal . Bei 28 °C zeigen die Fische ihre schönsten Farben und sind lebhafter, als bei niedrigeren Temperaturen.

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Acknowledgement and Source(s)

This article was originally published in Aquarien Terrarien , vol. 18 no. 6, June 1971, pp. 187 - 189. All pics are taken by the W. Armbust. Thank you Mrs. Armbrust for kind permission.

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